Golf von Mexiko: BP erleidet neuen Rückschlag im Ölpest-Kampf - DER SPIEGEL

2022-09-04 14:48:32 By : Mr. Tony Liu

Ölpest im Golf von Mexiko: Der unerbitterte Kampf der Helfer

Washington - BP hat im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erneut einen Dämpfer erlitten. Der Konzern musste seinen neuesten Versuch, das ausströmende Öl einzudämmen, am Mittwoch wegen einer eingeklemmten Säge unterbrechen, sagte der Einsatzchef der US-Regierung, Admiral Thad Allen.

Nach mehreren gescheiterten Anläufen, das Öl zu stoppen, bemüht sich BP seit Dienstag, das aufgerissene Steigrohr in 1500 Metern Meerestiefe aufzutrennen, um einen Auffangtrichter anzuschließen. Dabei blieb die Hightech-Säge auf halbem Wege stecken.

Das Werkzeug konnte zwar nach rund zwölf Stunden befreit werden. Allerdings habe BP die Arbeiten nicht wieder aufgenommen, weil die Diamantsägeblätter zu stumpf für das massive Rohr zur Ölquelle seien, berichtete die "New York Times". Der Zeitung zufolge sollen nun ersatzweise 30 Zentimeter lange Scherenmesser zum Einsatz kommen, die sich an anderer Stelle des Rohrs als erfolgreich erwiesen hätten.

Wann der Versuch fortgesetzt werden kann, ist unklar. In der Zwischenzeit sprudeln weiter Tausende Tonnen Rohöl pro Tag ins Meer. Durch die aktuelle Operation könnte sich die Menge laut Experten zeitweise sogar um 20 Prozent erhöhen. Zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss laut BP erst im August, wenn zwei Parallelbohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind. Die größte Ölkatastrophe in der US-Geschichte nimmt ihren Lauf, seit vor mehr als sechs Wochen die Bohrinsel "Deepwater Horizon" nach einer Explosion versank.

Öl könnte Touristenort in Florida am Freitag erreichen

Am Mittwoch näherte sich das Öl bis auf zehn Kilometern den weißen Stränden Floridas. Den Touristenort Pensacola wird es nach aktuellen Vorhersagen am Freitag erreichen, sofern es nicht aufgehalten werden kann. Es seien zahlreiche Helfer an die Küsten des Sonnenscheinstaates geschickt wurden, um Öl-Barrieren auf dem Meer auszulegen, heißt es in mehreren Berichten. In Alabama seien bereits Ölklumpen an der Küste gefunden worden und auch den Bundesstaat Mississippi bedrohe die Ölpest unmittelbar.

Die US-Küstenwache mobilisiert jetzt weitere Kräfte im Kampf gegen die Ölpest. Mitarbeiter, Schiffe und Hubschrauber seien zur Golfküste geschickt worden, erklärte Admiral Allen. Die Boote sollten beim Auslegen von Ölsperren helfen.

Bisher war die Öl-Katastrophe auf Louisiana beschränkt: Dort sind über 200 Kilometer Küste verseucht. Die US-Regierung habe dem Staat jetzt erlaubt, kilometerlange Sandbänke im Wasser aufzuschütten, um den Ölteppich vom Land fernzuhalten, sagte Gouverneur Bobby Jindal. Das Weiße Haus habe BP aufgefordert, die Kosten für diesen Versuch zu übernehmen, der von Umweltschützern skeptisch gesehen wird. Sie verweisen auf die unbekannten langfristigen Wirkungen für die Umwelt.

Hayward entschuldigt sich via Facebook für Ausrutscher

BP-Chef Tony Hayward räumte inzwischen ein, dass der Energiekonzern auf das Leck am Meeresgrund nicht vorbereitet war. "Es stimmt ohne Zweifel, dass wir nicht die Werkzeuge hatten, die in einen Werkzeugkasten gehören", sagte Tony Hayward der Zeitung "Financial Times".

Die Industrie habe nach der durch den Tanker "Exxon Valdez" ausgelösten Ölkatastrophe einen Zusammenschluss gegründet, um Öl an der Wasseroberfläche einzudämmen. "Jetzt geht es darum, die gleiche Reaktionsfähigkeit auch unter Wasser zu schaffen."

Hayward entschuldigte sich am Mittwoch zudem per Facebook dafür, dass er am Sonntag erklärt hatte, er wolle "sein vorheriges Leben zurückbekommen". Die Formulierung, "sein Leben zurückzubekommen", war vor allem von den Angehörigen der elf bei der Explosion getöteten Ölarbeiter als kränkend empfunden worden.

Seine Worte seien "verletzend und rücksichtslos" gewesen, schreibt Hayward auf Facebook. "Als ich meine Worte kürzlich las, war ich entsetzt. Ich möchte mich entschuldigen, vor allem bei den Familien der elf Männer, die bei diesem tragischen Unfall ihr Leben verloren haben", schreibt Hayward. Die Aussagen seien nicht repräsentativ für das, was er oder die Mitarbeiter von BP dächten, fügte er hinzu. Er hatte am Sonntag in einem Interview im Fernsehsender NBC die Anwohner der Katastrophenregion um Entschuldigung gebeten und gesagt: "Niemand wünscht ein Ende dieser Geschichte mehr als ich; ich möchte mein vorheriges Leben zurückbekommen."

Braune Brühe: Im Golf von Mexiko - nicht weit vom Ort, an dem die Bohrinsel "Deepwater Horizon" nach einer Explosion versank - schwimmt ein riesiger Ölteppich.

Hilfsarbeiter von BP am Lake Felicity in Louisiana versuchen mit absorbierenden Sperren der Ölflut Herr zu werden: Präsident Barack Obama hat für ein halbes Jahr alle Neubohrungen im Golf gestoppt. Auch in der Arktis und vor der Küste Virginias ist das Schlürfen nach Öl vorerst abgesagt.

Ölleck am Meeresgrund: Seit dem 20. April 2010 sprudelt das Rohöl aus mehreren Löchern. Nur ein paar Monate bevor die Plattform "Deepwater Horizon" sank, hatte sie einen neuen Weltrekord für die tiefste Ölbohrung im Meer aufgestellt: 1250 Meter unter dem Meeresspiegel war sie noch einmal 9400 Meter in die Tiefe der Erdkruste vorgedrungen.

Marschland in Louisiana in der Nähe von Pass a Loutre: Die US-Küstenwache nutzt Absperrungen und Abschöpfer, um ihre Küsten zu schützen.

Schwimmsperre bei Pass a Loutre: Der Gouverneur von Louisiana will jetzt einen Sandwall bauen lassen - wie damals vor 31 Jahren, als vor der Südküste Mexikos beim Unglück der mexikanischen Plattform "Sedco 135" insgesamt 500 Millionen Liter Öl ins Meer strömten. Genau wie heute stritten sich die US-Behörden über die Verwendung des Ölzersetzers Corexit, den Flugzeuge im Auftrag der Mexikaner auch seinerzeit auf dem Golf versprühten.

Bild des Nasa-Satelliten "Terra" (31. Mai): Der Ölteppich im Golf von Mexiko breitet sich stetig weiter aus.

Säuberungsarbeiten im Marschland von Louisiana: Ein Hilfsarbeiter muss sich Ölschmiere von den Handschuhen wischen.

Schweröl an der Küste: Auch dieser Peilikan konnte der klebrigen Masse nicht entkommen. Das Marschland an der Küste Louisianas ist für seinen Artenreichtum bekannt.

Barack Obama und eine Lokalpolitikerin begutachten einen Strand in Lousiana (am 28. Mai 2010): Bei seinem Besuch ordnete der US-Präsident eine Verdreifachung der Einsatzkräfte entlang der betroffenen Küsten am Golf von Mexiko an.

Birdsfoot Delta (am 27. Mai 2010): Wo der Mississippi auf den Golf von Mexiko trifft, sind die Folgen der Ölpest besonders deutlich zu sehen.

Schwarzer Humor: Die Einwohner von Grand Isle, einer Ferieninsel vor der Küste von Louisiana, protestierten Ende Mai auf ihre Art gegen die Ölpest. Allerdings scheinen sie weniger um die Tiere selbst als um die vielen leckeren Gerichte zu trauern, die es demnächst nicht mehr geben könnte.

Protest in New York City (28. Mai 2010): Indem sie sich selbst Öl über den Kopf schütteten, demonstrierten die Aktivisten gegen den Ölmulti BP, der für die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko in der Verantwortung steht.

Hilfskräfte auf der Ferieninsel Grand Isle vor der Küste Louisianas: "Noch immer ist die Situation nicht unter Kontrolle."