Horb a. N.: Sein Nachfolger erhält ein ordentliches Archiv - Horb & Umgebung - Schwarzwälder Bote

2021-12-22 10:16:23 By : Mr. Carter Zhang

Matthias Vogel, Professor an der DHBW, in Horb geht in den Ruhestand / Diamantdrahtsäge entwickelt und Institut gegründet

Horb. Nur noch wenige Wochen ist Matthias Vogel als Professor und Studiengangsleiter im Bereich Maschinenbau an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Campus Horb tätig. Mit ihm verlässt ein recht umtriebiger und nicht immer ganz pflegeleichter Mitarbeiter das Haus, das er in den Jahren 2002 bis 2009 selbst geleitet hat. Er war es, der den Campus Horb zu einer eigenständigen Hochschule machen wollte, was letztendlich am Widerstand der Stuttgarter Verwaltung gescheitert ist und für einigen Wirbel sorgte. Für Matthias Vogel war diese Ablehnung mit ein Grund, seine Führungsposition aufzugeben und wieder als Fachbereichsleiter zu arbeiten.

"Ich heiße ja nicht Mappus"

Er wird Ende September mit 63 Jahren in den wohlverdienten (Un)-Ruhestand gehen und dabei einen aufgeräumten Fachbereich hinterlassen. Bevor es jedoch soweit ist wird er noch seine insgesamt 60 Tage Rest-Urlaub nehmen und im August noch einige Bachelor-Abschlussarbeiten begutachten, bevor er endgültig seine Hochschulkarriere beendet. "Eigentlich könnte ich schon Ende dieses Monats gehen", erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. "Aber ich möchte noch meinen wissenschaftlichen Fundus auf Vordermann bringen und meinem Nachfolger – dem ich auch weiterhin für alle Fragen zur Verfügung stehe – ein ordentliches Archiv übergeben.

In den 21 Jahren, die Matthias Vogel als Professor in Horb hinter sich gebracht hat, ist einiges zusammengekommen. "Vieles fliegt natürlich auch raus", erklärt er. Jedoch muss er noch prüfen, was.

"Als Beamter bin ich zur vollständigen Weitergabe meiner beruflichen Information verpflichtet – ich heiße ja nicht Mappus", sagt er und lacht herzhaft bei diesem Vergleich.

Sein Weg an die Hochschule, die er nun mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlässt, wie er sich selbst eingestehen musste, war irgendwie bereits in jungen Jahren vorgezeichnet.

1950 wurde er in Dresden geboren, aufgewachsen ist er jedoch in Alpirsbach. Sein Abitur hat er 1970 am alten Keppler-Gymnasium in Freudenstadt gemacht und von dort aus ging er direkt an die Uni Karlsruhe, wo er sein Maschinenbaustudium sechs Jahre später als Diplom-Ingenieur abschloss. Der Einstieg ins Berufsleben klappte bei Sulzer, Escher & Wyss in Lindau dank eines verständnisvollen Vorgesetzten recht reibungslos und sein Job im Bereich der Großkälteanlagentechnik gefiel ihm so gut, dass er darüber ganz vergaß, dass er sich bereits während seines Studiums auf die Stelle eines Gewerbelehrers beworben hatte.

Als ihm dann das Land 1978 eine Lehrerstelle anbot, sagte er sofort zu. "Mit einem ordentlichen Gehalt lockte man damals Gewerbelehrer an die Schulen, um sie ein Jahr später wieder zu entlassen", erinnerte er sich. Er selbst hatte jedoch Glück. Er wurde nach seiner Referendarzeit noch 18 Monate als Assessor weiterbeschäftigt und dann zum Studienrat befördert. Bis 1983 lehrte er an der Techniker-Schule in Schramberg. Dort baute er auch ein Haus für sich, seine Ehefrau und die drei Söhne. Durch eine Produktentwicklung für die Schwäbische Werkzeugmaschinenfabrik (SW), die ihren Stammsitz ebenfalls in Schramberg hat, führte der Weg nochmals zurück in die Industrie. Nach einem weiteren Abstecher zum Tuttlinger Maschinenbauer "Chiron" fand er 1992 wieder den Dreh zurück an die Schule und wurde Professor an der Berufsakademie Stuttgart.

Nach 21 Jahren schließt sich dort nun bald dieser Kreis. Er hofft, dass er dann ein wenig mehr Zeit mit der Familie verbringen und seiner Frau bei der Betreuung der "Familien-Senioren" – seine Mutter ist 93 Jahre alt und sein Schwiegervater wird am 18. Juni 101 Jahre alt – helfen kann. Vielleicht ist auch die ein oder andere ausgedehnte Wanderung drin oder gar ein Segeltörn auf einem schönen See.

Ob daraus wirklich etwas wird, ist zumindest fraglich. Als Entwickler einer "Diamantdrahtsäge", deren Management er auch heute noch innehat, und mit seinem eigenen Steinbeis-Institut für Entwicklungstechnologie, das er 2009 gründete, dürfte es ihm zumindest trotz offiziellem Ruhestand nicht langweilig werden.