Skurrile Figuren: Mit einer Kratzbürste fing es an - Region - Nordbayerischer Kurier

2021-12-22 10:21:23 By : Mr. Yuxin Lv

Kunsthandwerker Karlheinz Bauer baut Figuren aus Keramik und Metall. Dabei entstehen oft skurrile Figuren.

Michelfeld -Und zwar nicht ernst gemeint, sondern mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie. Er kombiniert Gesichter aus Keramik oder Figuren mit Metall- und Gebrauchsgegenständen, die ansonsten im Metallcontainer oder auf dem Schrottplatz landen.

Der Anfang der skurrilen Figuren, die unter anderem auch Senkrechtstarter, Schreckschrauben oder dynamische Kerlchen charakterisieren sollen, ist einem Zufall wohl in Verbindung mit einem Geistesblitz entstanden und der unfreiwillig gewonnenen Zeit während des Frühjahrslockdowns im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie geschuldet.

In der Werkstatt fiel ihm eine alte Metallbürste in die Hand, die offenbar aufgrund ihres Alters und ihrer verbogenen Borsten nur noch bedingt einsatztauglich war. Der Gedanke „etwas daraus machen anstatt wegzuwerfen“, war die Geburtsstunde von Bauers munterer Gesellschaft von Stereotypen, die unweigerlich zum Schmunzeln animieren.

Die Metallbürste bekam jedenfalls einen Kopf aus Keramik mit den comichaften Gesichtszügen, die für die Keramikwerkstatt typisch sind und wurde kurzerhand zur „Kratzbürste“. Seitdem verarbeitet Bauer Scheren, Schlösser, Sägeblätter, Schrauben, Zahnräder und sogar gebrauchte Autoteile, wie Zündkerzen oder Bremssättel zu fantasievollen Objekten, die einer ganz eigenen Welt entsprungen sind. Dabei gibt oft das eigentlich zum Wegwerfen gedachte Objekt den Anstoß oder eben die Überlegung, wie man einen stereotypen Charakter am besten darstellt. So macht man beispielsweise aus einer alten Schere einen „Aufschneider“ oder verwendet für die „Schreckschraube“ eben ein Accessoire, das zu ihr passte: eine Schraube eben.

„Zurzeit entsteht ziemlich viel“, sagt Bauer. Er und seine Frau haben in diesem Jahr viel Zeit in der Werkstatt in Michelfeld zu arbeiten. Zwangsläufig, denn rund zwei Drittel der Handwerkermärkte sind für das Kunsthandwerkerpaar ausgefallen und diejenigen Märkte, die man anfahren konnte, hatten wegen der Hygienevorschriften deutlich weniger Publikum. So sammeln sich momentan die Objekte an, die – so hoffen beide – im nächsten Jahr wieder ihre Abnehmer finden. Der Garten der Bauers wird jedenfalls immer voller, weil er als Ausstellungsfläche dient und sogar von zwei weiteren befreundeten Kunsthandwerkern in Beschlag genommen wird. Ein Ersatz für die ausgefallen Märkte habe das aber nicht bedeutet.

Corona macht der Keramikwerkstatt zwar finanziell zu schaffen, schränkt aber die Kreativität von Gabi und Karlheinz Bauer nicht ein. „Ich glaube, dass mir die Ideen nicht ausgehen“, sagt Karlheinz Bauer und sie würden auch umgesetzt. „Das sind alles verrückte Ideen in einer verrückten Zeit“. Sogar die verschiedenen Phasen und Auswirkungen der Pandemie, wie Ausbruch oder Lockdown hat Bauer kreativ umgesetzt – mit einem Augenzwinkern und mit einer gehörigen Portion Ironie, auch wenn das Thema ein ernstes ist. „Jede Krise hat Auswirkungen auf die Kunst und das Kunsthandwerk“, sagt Bauer, aber den Humor will er nicht verlieren.

Seit 2002 betreibt der 54-jährige gelernte Feinmechaniker und Ex-EDV-Mann mit seiner Frau Gabi in Michelfeld die Tönerbude, die für vor allem für Gartenkeramik und Metallobjekte steht. Von Anfang an kombinierte man Metall mit der Keramik. Waren es die ersten Jahre nur Ständer oder Aufhänger für die Keramiken aus Metall, kam später Holz hinzu. Als der Lieferant für Ständer und Aufhänger aus Michelfeld wegzog, hat Karlheinz Bauer sich kurzerhand ein Schweißgerät gekauft und die notwendigen Metallteile selbst gefertigt.

Seit etwa fünf Jahren widmet sich Bauer ausschließlich dem Kunsthandwerk und hat mit seinen lustigen und skurrilen Figuren eine ganz eigene Abteilung, „eine eigene Schiene“, in der Werkstatt geschaffen, die mit einer Kratzbürste begann.